- Rosa
Revin (FR) - Charleville-Mézières (FR) - Sedan (FR)
Am Freitag, den 11.06.2021 fuhren wir von Revin die Meuse 23nm weiter bis Charleville-Mézières. Weiterhin war es wunderschönes Sommerwetter mit Sonnenschein, der nur gelegentlich von Wolken verdeckt wurde und brennender Mittagshitze. 23nm sind eigentlich eine vergleichsweise kurze Strecke, aber durch die Gegenströmung der Meuse und die sieben Schleusen, die wir unterwegs passieren mussten, brauchten wir acht Stunden. Die Natur war wie am vorherigen Tag atemberaubend schön und wir schüttelten in regelmäßigen Abständen beide den Kopf, als könnten wir gar nicht fassen, wie fantastisch und traumhaft dieses Stück Frankreich ist. Eine Arte-Doku ist nichts dagegen! Während der ganzen Fahrt begegneten wir keinem anderen Boot. Liegt das an Corona? Liegt es an den vielen Schleusen? Liegt es daran, dass am Ufer keine spektakulären Großstädte sind? Oder liegt es daran, dass die Meuse ab Givet so flach ist und Boote mit über 1,30m Tiefgang schlechte Karten haben? Wir können es uns nicht erklären, warum die Häfen in Deutschland, Niederlande und Belgien voller Boote sind aber hier niemand unterwegs ist. Aber gut für uns, so haben wir diese wunderschöne Landschaft und Ruhe für uns allein.
Durch das flache Wasser und die vielen Schleusen, die heute alle per Fernbedienung von uns zu steuern waren, kommt man nicht richtig zum Lesen oder Gedanken treiben lassen. Stattdessen haben wir (wie schon am Tag zuvor) den Großteil des Tages geplaudert und gelacht, gescherzt und kleine und große Themen besprochen. Es ist eine kurzweilige Art des Reisens und Langeweile kam bei uns beiden bisher noch nie auf. Egal ob wir reden, lesen, abwaschen, dösen, uns mit Sonnencreme eincremen, Hörbücher hören oder Tee kochen: wir legen dabei Strecke zurück und kommen unserem Tagesziel ein Stück näher. Wir genießen diese Art des Reisens beide sehr.
Bei der letzten Schleuse vor Charleville-Mézières, die wir wieder mit Fernbedienung selbst bedienten, schloss sich das Schleusentor nicht hinter uns. Oskar versuchte den Mechanismus in Gang zu bekommen, ich probierte die Servicenummern anzurufen- beides ohne Erfolg. Glücklicherweise war ein VNF-Mitarbeiter an der Schleuse (vielleicht um den Rasen zu mähen?) und konnte das Schleusenwärter-Häuschen betreten und die Schleuse bedienen. Unsere Erkenntnis daraus war: Wenn nicht zufällig ein Mitarbeiter in der Nähe ist, dann kann man an einer defekten Selbstbedienungsschleuse in Frankreich versauern. Wenn nicht mal die Service-Nummern und das Telefon der Schleuse funktionieren, wie soll man dann überhaupt melden, dass es ein Problem gibt? In Charleville-Mézières legten wir an einem hübschen Steg an, der mit einem Campingplatz verbunden ist. Wir spazierten eine Runde durch die Stadt, gingen fürs Abendessen einkaufen, bestaunten den imposanten Marktplatz und holten uns auf dem Markt was als Vorspeise. Zum Abendessen machte Oskar indisches Curry und satt und zufrieden verbrachten wir den Abend bei der untergehenden Sonne an Deck.
Am Samstag, den 12.06. war es morgens bewölkt und mit ca. 19 Grad vergleichsweise kühl. Wir wollten einen kürzeren Tag machen und nahmen uns als Tagesziel Sedan vor. Aber wie am vorherigen Tag waren wir langsam unterwegs. So brauchten wir für die kurze Strecke von Charleville-Mézières nach Sedan, die nur 16nm (d.h. knapp 30 Kilometer) betrug, sieben Stunden. Wir passierten sechs Sebstbedienungsschleusen. Leider schloss bei zwei Schleusen wieder das Tor hinter uns nicht, so dass wir erneut über das Schleusentelefon nach Hilfe fragten. Wir hatten Erfolg (und somit bestätigte sich unsere Befürchtung vom vorherigen Tag nicht) und beide Male kam nach ca. 20 min jemand von VNF mit dem Auto um uns zu helfen. Leider war es bei beiden Schleusen der gleiche Mitarbeiter, was uns ein bisschen peinlich war. Beim zweiten Mal fragte ich ihn, woran das wohl liegt und er meinte, dass die Pannen wahrscheinlich durch uns verursacht werden- wahrscheinlich, weil wir die Fernbedienung falsch benutzen. Ups, nun war es uns noch peinlicher, dass er extra in die Pampa fahren musste um uns zu helfen. Bei der folgenden Schleuse gab es wieder ein technisches Problem und wieder war der gleiche VNF-Mitarbeiter zu Stelle. Zwar waren wir für diesen Defekt höchstwahrscheinlich nicht verantwortlich, dennoch war es uns sehr unangenehm, dass der VNF-Mitarbeiter womöglich uns damit in Verbindung bringen könnte. Als er uns „Au revoir“ zurief, als wir aus der Schleuse ausfuhren, klang es als wäre er für die nächsten Schleusen nicht mehr zuständig und war erleichtert, dass wir seinen Zuständigkeitsbereich verlassen.
In Sedan legten wir an einem kostenlosen Steg neben einem Campingplatz an. Während wir anlegten, spürten wir wie unser Kiel sich in Schlamm eingrub und steckten quasi neben dem Steg im Schlamm fest. Seit Revin ist die Meuse stellenweise sehr flach und wir hatten schon mehrere Grundberührungen, aber kamen immer ohne Probleme frei.
Sedan ist keine besondere Stadt, wir hatten aber das Glück zum richtigen Zeitpunkt da zu sein. In der Stadt war in der Fußgängerzone ein Breakdance-Turnier, bei dem man zuschauen konnte. Es war wie im Film! Jeweils zwei Crews traten gegeneinander an und eine Jury entschied, wer das Battle gewonnen hat. Es war beeindruckend, wie die Tänzer sich zu der dröhnend lauten Musik scheinbar schwerelos drehten, sprangen und sich schneller bewegten als man mit den Augen folgen konnte.
Abends tranken wir an Deck Cidre und aßen wir Baguette mit verschiedenen französischen Leckereien. Nicht schlecht, wir haben an einem Tag 1,5 Baguettes vertilgt!