- Rosa
Portovenere (IT) - Viareggio (IT)
Am 17.08.2021 blieben wir an unserem Ankerplatz zwischen Isola Palmeria und Portovenere. Vormittags waren wir an Bord, Oskar hatte Meetings und ich las. Mittags fuhren wir mit dem Dinghy nach Portovenere. Wie schon Camogli und Vernazza ist es eine kleine Stadt am Meer mit Hafen und bunten Häusern, die wie eine Perlenkette an der Hafenpromenade aufgereiht sind. Hinter der ersten Reihe sind steile, kleine Gassen mit Geschäften und quergespannten Wäscheleinen. Wir liefen zur Kirche, die auf der Felsspitze am Rand von Portovenere thront und schauten auf die raue See. Der starke Wind ist ein Ausläufer des Mistrals, der diese Woche in Südfrankreich wehte. Gut, dass wir einen Tag pausieren und so einen geschützten Ankerplatz haben! Nach dem Bummel durch den Ort fuhren wir zurück zum Boot. Am Nachmittag kam ein Eisverkäufer mit Schlauchboot vorbei und wir kauften uns ein Eis. Herrlich! Abends fuhren wir nochmal zur Insel, machten dort einen Spaziergang und anschließend kochte ich wieder Pasta mit frischem Pesto aus Genua, Tomaten und Mozzarella. Aktuell unsere Boots-Leibspeise!
Am 18.08. hatte ich Geburtstag. Oskar fuhr morgens mit dem Dinghy nach Portovenere und kaufte fürs Frühstück ein. Dann machte er ein Geburtstagsfrühstück für uns an Deck, anschließend gingen wir baden und dann verbrachte ich den Vormittag mit Lesen. Drei Geschenke erreichten mich an Bord: eine sehr schöne Halskette von Papa (von Maite aus Berlin mitgebracht und dann von Oskar auf dem Boot versteckt), Tickets für das Puccini-Festival in Viareggio für eine Open-Air-Vorstellung von Turandot von Mama (da wollte ich schon immer mal hin!) und Oskar schenkte mir den gemeinsamen Tag in Portovenere inkl. schickem Abendessen.
Nachmittags fuhren wir mit dem Dinghy nach Portovenere. Wir spazierten durch die Stadt, ich suchte mir in einem kleinen Laden Geschirr aus, das Oskar mir schenkte und dann gingen wir Eis essen. Wir bestellten beide einen Eisbecher, Oskar mit Joghurt und ich mit Früchten. Als mein Becher kam, fiel uns beiden die Kinnlade runter: mein Eisbecher war überdimensional riesig. Ich habe noch nie einen so großen Eisbecher gesehen! Ich glaube, es war eine Vase, die sie randvoll mit Früchten, Eis, Sahne und Smoothie (warum auch immer) gemacht haben. Wow, davon kann eine Familie satt werden! Ich habe mein Bestes gegeben aber den Becher leider nicht geschafft.
Dann fuhren wir zurück zum Boot, schwammen nochmal im Meer und zogen uns dann fürs Abendessen um. Durch die Dinghy-Überfahrt quer durch die viel befahrene Bucht wurden wir beide nass aber die Kleidung trocknet zum Glück bei der Wärme schnell. Oskar hat uns einen Tisch in einem schönen Restaurant am Meer reserviert und lud mich zum Geburtstag ein. Wir waren lange nicht mehr in einem eleganten Restaurant mit weißen Tischdecken und einem Haken für meine Handtasche! Es war ein fantastischer Abend mit köstlichem Essen und gutem Wein aus den Cinque Terre. Wir schafften es, einen Aperitiv mit Knabberkram, eine Vorspeise (Oskar Jakobsmuscheln, ich Miesmuscheln), Primi Piatti (wir teilten uns eine Portion Pasta mit Gambas und Pistazienpesto), Secondi Piatti (Oskar Dorade, ich gemischte Meeresfrüchte) und sogar noch Dolci zu essen (Oskar Parmesan-Eis, ich Panna Cotta). Puh, wir schaffen die Italiener es regelmäßig so viel zu essen! Maite hat uns erzählt, dass es auch in ihrer Gastfamilie ganz normal ist, jeden Mittag UND Abend sowohl Nudeln als Primi Piatti und dann Fleisch/Fisch als Secondi Piatti zu essen, oft auch von Vor- und Nachspeise begleitet. Der Stoffwechsel der Italiener muss ein anderer sein als der von uns Deutschen…
Beglückt von dem schönen Abend, randvoll von dem sehr guten Essen und angetrunken von dem vielen Wein fuhren wir nachts wieder in dem Dinghy zurück zum Boot. Was für ein wundervoller Geburtstag!
Am 19.08. fuhren wir nach dem Frühstück zur Tankstelle und machten uns dann auf die Suche nach einem neuen Ankerplatz. Nach drei Tagen wollten wir mal einen Tapetenwechsel haben und in die nächste Bucht fahren. Doch leider waren die anderen Buchten, die zum Ankern in Frage kamen, überfüllt und ungeschützt vor den Wellen. So fuhren wir wieder zurück zu unserem vorherigen Ankerplatz zwischen Portovenere und der Isola Palmeria. Es ist zwar ärgerlich, dass wir sinnlos 9nm im Kreis gefahren sind, nur um wieder beim Ausgangsort anzukommen… aber dafür haben wir einen geschützten und nicht überfüllten Ankerplatz. Am späten Nachmittag machten wir einen Spaziergang auf der Insel, dann kochte ich wieder Trofie (eine Nudelsorte aus der Region) mit frischem Pesto, Tomaten und Mozzarella. Mal schauen, wie lang unser Appetit nach Nudeln mit Pesto noch anhält!
Am 20.08. standen wir früh auf und konnten sogar den Sonnenaufgang gegen 7 Uhr morgens bewundern. Wir fuhren bei leichtem Wind 21nm nach Viareggio mit Segel und Motor. Nach Ligurien waren wir nun an der Küste der Toskana. Statt der hohen Berge, viel Natur und kleinen Orte ist die toskanisch Küste flacher und der Strand ist (außer im im Naturschutzgebiet) bedeckt von einem dichten Teppich aus Strandliegen und Sonnenschirmen.
In Viareggio hatten wir einen Liegeplatz im Hafen. Nach sieben Anker-Nächten war es dringend an der Zeit, mal wieder Wasser aufzufüllen (obwohl wir immer noch Reserven haben), die richtigen Steckdosen zu nutzen um die Zahnbürsten aufzuladen und eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Durch das Baden im Salzwasser ist man zwar erfrischt aber es bleibt ein klebriges Gefühl zurück. Zum Mittagessen holten wir uns an einem Imbissboot frittierte Meeresfrüchte. Außerdem gingen wir einkaufen und besorgten in einem Marine-Laden ein neues Ankerlicht. Der Tag war gefühlt bisher der wärmste Tag unserer Reise und nachmittags lagen wir regungslos unter Deck im Schatten und hatten Mühe auch nur die kleinsten Aufgaben zu erledigen. Abends machten wir uns schick für die Oper und gingen wir in einem Restaurant am Hafen essen. Da wir nur eine Stunde Zeit hatten (die Restaurants machten erst 19:30 auf uns 20:30 mussten wir mit dem Taxi zur Oper losfahren), haben wir das erstbeste Restaurant ausgesucht und ohne lange zu überlegen beide ein Nudelgericht bestellt. Wir hatten keine hohe Erwartung aber es waren die bisher leckersten Pasta unserer Reise. In Italien ist es echt toll, dass man sogar in Restaurants, die von außen alles andere als vielversprechend aussehen, köstlich essen kann. Gegen 20:30 Uhr hat uns das Restaurant ein Taxi bestellt und wir sind zum nahegelegenen Lago di Massaciuccoli gefahren. Dort am See ist die Freiluftoper, die jedes Jahr im Sommer das Puccini-Festival veranstaltet. Es war schon lange ein Wunsch von mir, mal zu diesem Festival zu gehen! Dieses Jahr hat es mit dem Boot gepasst und die zwei Karten für die Turandot-Vorstellung habe ich von meiner Mama zum Geburtstag bekommen. Als wir ankamen, stand schon eine lange Schlange an. Wir reihten uns ein, passierten die Temperatur-, GreenPass- und Ticketkontrolle und liefen dann über die Holzstege am Ufer zur Oper. Die Opernbühne ist leider so ausgerichtet, dass man vom Sitzplatz aus das Wasser nicht sehen kann, aber wenn man auf dem Gelände rund um die Freiluftoper ist, dann ist man direkt am See. Die Anlage ist sehr schön gestaltet mit Wiesen, kleinen Wegen und vielen Lichtern.
Eigentlich hat das Freilufttheater Platz für 3200 Zuschauer, wegen Covid war aber jeder zweite Sitzplatz gesperrt (es war sehr ungewohnt, einen freien Sitzplatz zwischen Oskar und mir zu haben!). Trotzdem war es eine riesige Menschenmenge! Unsere Sitzplätze waren zwar am Rand, aber relativ nah an der Bühne, so dass wir einen guten Blick hatten.
Um 21:30 Uhr ging die Vorstellung los und dauerte inkl. zwei Pausen bis kurz vor 1 Uhr nachts. Das Wetter war fantastisch und ich brauchte weder Pulli noch Tuch. Der Mond, der fast voll war, hing den ganzen Abend über der Bühne und strahlte wie ein Scheinwerfer.
Die Inszenierung der Oper war unbedeutend. Es war weder modern noch klassisch, weder gewagt noch langweilig, weder spartanisch noch pompös. Wahrscheinlich wollte der Regisseur es allen Zuschauern recht, so dass niemand was auszusetzen hat. Die Akustik war leider problematisch. Natürlich ist bei einer Freiluftoper die Akustik nicht so ausgefeilt wie in einem Opernsaal, aber leider kam bei unseren Plätzen nicht so viel an. Da keine Mikrofone eingesetzt wurden, war es ziemlich leise und von der linken Hälfte des Orchestergrabens hörten wir kaum was. Wegen Covid mussten die Musiker voneinander mir Plexiglasscheiben abgeschirmt werden, auch das macht die Akustik sicherlich nicht besser. Aber warum wurden nicht Mikrofone eingesetzt, um die Musik laut und gleichmäßig bei den Sitzplätzen ankommen zu lassen?
Aber auch wenn die Inszenierung und die Akustik Schwächen hatte, so haben wir doch beide den Abend sehr genossen. 99% der Zuschauer waren Italiener, wir konnten wunderbar Leute beobachten, die Sänger und der Chor waren toll und es war ein großartiges Erlebnis. Es hat sich sehr gelohnt! Und die Oper Turandot mag ich einfach gerne.
Nachts fuhren wir mit einem Taxi zurück zum Hafen und gingen gegen 2 Uhr müde und voller Eindrücke ins Bett.