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Chalon-sur-Saône (FR) - Mâcon (FR) - Villefranche-sur-Saône (FR) - Lyon (FR)

Am Samstag, dem 03.07.2021 setzten wir unsere Reise fort, nachdem wir für drei Nächte in Chalon-sur-Saône waren. Leider war es wieder ein grauer Tag und es nieselte von der Abfahrt bis zur Ankunft. Wir fuhren 34nm nach Mâcon, passierten auf dem Weg eine Schleuse und begegneten zwei Booten (einem Sportboot und einem Schubverband). Abgesehen von viel Treibholz im Wasser, weshalb wir aufmerksam fahren mussten, war es eine ereignislose Fahrt. Am späten Nachmittag kamen wir in Mâcon an, machten am kostenlosen Liegeplatz fest und die Sonne kam raus. Wir liefen durch Mâcon, eine hübsche Stadt ohne Besonderheiten. In einem Weinladen suchte Oskar uns einen Rot- und einen Weißwein aus Mâcon aus. Den Chardonnay tranken wir zum Abendessen und waren beide der Meinung, dass er ganz gut war aber wir ihn nicht nochmal kaufen würden.


Am 04.07.2021 legte Oskar um 10:15 Uhr in Mâcon ab. Nach ein paar Minuten begann es wie aus Eimern zu schütten, so dass Oskar trotz Regenjacke nach kurzer Zeit klitschnass war. Wegen des starken Regens, der bis zum Nachmittag anhalten sollte, entschieden wir nach nicht mal zwei Stunden an einem kostenlosen Liegeplatz in Saint-Romain des Iles anzulegen und den Regen abzuwarten. Wir schauten unter Deck einen Film, während es regnete- und genossen den ruhigen Sonntag.

Am Nachmittag wurde das Wetter wieder besser und wir setzten unseren Weg fort. Abends kamen wir in Villefranche-sur-Saône an einem kostenlosen Liegeplatz an. Wir wollten uns die Stadt anschauen aber waren leider direkt an einem großen Gewerbegebiet. Dort liefen wir eine kleine Runde und gingen dann zum Boot zurück und ich kochte Nudeln zum Abendessen.


Der 05.07.2021 war ein sommerlich warmer Tag. Wir fuhren um 8 Uhr morgens von Villefranche-sur-Saône los und machten uns auf den Weg nach Lyon. Wir passierten eine Schleuse und fuhren 21,5nm. Die Fahrt nach Lyon war wunderschön: Villen mit prächtigen Parks, Inseln in der Saône und Berge. Dann begann die Stadt mit großen herrschaftlichen Häusern in Pastell- und Sandfarbtönen, vielen Brücken und ausgebauten Uferpromenaden. Wir begegneten in der Stadt keinem einzigen Boot und hatten so den Ausblick ganz für uns allein. Wir durchquerten die ganze Stadt bis kurz vor dem Zusammenfluss, sog. „Confluence“, von Saône und Rhône und legten im Hafen Confluence an. Der Hafen ist sehr klein und hat nur etwa ein Dutzend Gastliegeplätze. Da es in Lyon nur diesen einen Hafen gibt, der bekanntermaßen immer ausgebucht ist, haben wir vorher reserviert. Überraschenderweise waren wir aber das einzige Boot am Gastliegersteg! Inzwischen haben wir schon von mehreren Leuten mitbekommen, dass bei einem „normalen“ Sommer alle kostenlosen Liegeplätze belegt sind, man in den Häfen zeitig reservieren muss und trotzdem oft nicht dort anlegen kann, wo man es geplant hat. Durch Covid ist dieses Jahr alles anders und wir hatten bisher kein einziges Mal das Problem, dass ein Hafen oder ein kostenloser Anleger belegt war. Das ist großes Glück für uns!

Der Hafenmeister half uns beim Anlegen und wir vereinbarten mit ihm, dass wir unser Boot für zwei Wochen im Hafen lassen können, da wir von Lyon aus nach Berlin fahren und dort zehn Tage bleiben. Eigentlich darf man maximal vier Tage im Hafen bleiben aber da dieses Jahr so wenig los ist, dürfen wir für die ganzen zwei Wochen einen Gastliegeplatz haben. Wir sind sehr erleichtert, dass das klappt, denn sonst hätten wir entweder zum nächstgelegenen Hafen zurückfahren müssen (10nm stromaufwärts) oder die Hausbootbesitzer fragen müssen, ob wir unsere April bei ihnen anlegen dürfen. Beides wäre deutlich stressiger gewesen als einfach im Hafen bleiben zu können. Wir nutzten das gute Wetter, um eine große Runde durch die Stadt zu laufen: vom Hafen aus durch das moderne Viertel Confluence zum Zusammenfluss von Rhône und Saône, dann durch die Einkaufsstraßen der Presqu'île (Halbinsel) zum Place Bellecour, dann durch die Altstadt wo wir bei Terre Adélice Eis gegessen haben. Trotz der Hitze sind wir dann den Berg hoch zur Notre-Dame de Fourvière spaziert (und haben gemerkt, dass wir keine Treppen mehr gewohnt sind) und haben dort den Ausblick über Lyon genossen. Die Sicht war so klar, dass wir sogar in der Ferne die schneebedeckten Alpen sehen konnten!

Von der Aussichtsterasse sind wir zurück zur Altstadt gelaufen, dann zum Place des Terreaux und von dort aus geradeaus zurück zum Hafen. Nach 12km kamen wir voller Eindrücke, durchgeschwitzt und erschöpft am Boot wieder an. Wir machten eine Pause, ehe wir 19 Uhr zum Abendessen zur Brasserie George gingen. Das Restaurant hatte uns der Koch und Kellner Pierre beim Trampen nach Le Creusot empfohlen. Die Brasserie George besteht seit 1836 und ist somit die älteste Brasserie von Lyon und eine der größten in Europa. Man sitzt in einer großen Halle, die im Art Deco-Style bemalt ist und mit den Nebenräumen Platz für 700 Gäste bietet. Wie auch insgesamt in Lyon bemerkten wir in der Brasserie außer uns keine anderen ausländischen Touristen sondern waren von Franzosen umgeben. Als Vorspeise bestellte Oskar Schnecken, die leider aus waren, so dass er zu Foie Gras umschwenken musste. Ich bestellte eine mit Käse gratinierte Zwiebelsuppe, die zwar lecker war aber so mächtig, dass sie eigentlich als Hauptgericht zählen müsste. Als die Suppe vor mir auf dem Tisch stand, hob der Kellner mit einer Gabel vorsichtig die Käsedecke an und kippte aus einem kleinen Glas eine Mischung aus Eigelb und Madeira in die Suppe. Er rührte um, klappte den Käsedeckel behutsam zurück und verließ den Tisch. Leider schmeckte die Suppe dadurch nur noch nach Madeira aber das weiß ich nun fürs nächste Mal. Als Hauptgericht hatte Oskar ein Steak Tartar (auf Empfehlung von Pierre) und ich Fisch. Es war ein wunderbarer Abend und wie wir bemerkten abgesehen von einer Pizza in Verdun unser erster Restaurantbesuch in Frankreich.

Gegen 21 Uhr kamen wir wieder im Hafen an. Inzwischen war noch ein anderes Boot im Hafen angekommen mit vier Franzosen, die an Deck Sushi aßen und Wein tranken. Sie verwickelten erst Oskar und dann auch mich in ein Gespräch (sie konnten überraschend gut Englisch) und so verbrachten wir den Abend mit ihnen auf ihrem Boot. Christian, der Bootseigner schenkte uns ein Glas Rosé nach dem nächsten ein und als der Rosé alle war, wechselten er zum Champagner. Die vier Franzosen namens Raphael und Christian, Valerie und Cyrus waren in ausgelassener Stimmung und wir saßen lachend und scherzend bis 1 Uhr nachts beisammen.

Der 06.07. war leider ein verregneter Tag. Morgens gab es einen richtigen Wolkenbruch, so dass Oskar beim Baguettekauf schon klitschnass wurde. So machten wir uns einen gemütlichen Tag unter Deck: Oskar arbeitete den ganzen Tag, ich las und machte dies und das. Wir gingen kurz ins nahegelegene Shoppingcenter, blieben sonst aber unter Deck und es regnete den ganzen Tag pausenlos. Abends trafen wir meine ehemaligen Lyoner Gasteltern Isabeau und Bruno. Ich war vor vielen Jahren zweimal in einer Sprachschule in Lyon und wohnte bei den beiden. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte sie gerne wiedersehen während wir in Lyon sind. So waren wir abends zum Essengehen zu viert verabredet. Die beiden holten uns um 20 Uhr mit dem Auto ab und wir fuhren zu „La Maison“, einem sehr schicken Restaurant in einer großen alten Villa. Es war ein wunderbarer Abend mit den beiden und es fühlte sich an, als wäre kaum Zeit vergangen. Isabeau und Bruno sind so warmherzig, offen und liebenswürdig! Wir sprachen einen Mix aus Französisch, Englisch und Deutsch (Bruno kann gut Deutsch und Englisch), so dass Oskar sich am Gespräch beteiligen konnte. Er kann zwar gut Französisch verstehen aber nicht selbst sprechen. Vom Wein über Vorspeise und Hauptgericht bis hin zum Dessert war es ein köstliches Essen und ein sehr unterhaltsamer Abend. Gegen Mitternacht brachen wir auf und die beiden setzten uns mit dem Auto am Hafen ab. Was für ein wunderbares Wiedersehen!


Am 07.07. war das Wetter freundlicher. Als Oskar Mittagspause hatte, liefen wir los und spazierten wieder durch die ganze Stadt. In den großen Markthallen (Les Halles de Lyon) gönnten wir uns etwas sehr besonderes und aßen zusammen zwölf Austern. Danach holten wir uns in einer Crêperie zwei Crêpes mit Zucker bzw. Zitrone und Honig. Zurück am Boot arbeitete Oskar weiter und ich ging einkaufen. Dann erledigten wir ein paar Dinge für unsere Abfahrt und zehntägige Abwesenheit: Wäsche waschen, das Boot an einen anderen Liegeplatz fahren, Oskar prüfte den Motor und die Bilge, bereitete die Batterien vor etc. Abends fuhren wir mit einem Miet-Fahrrad zu meinen Gasteltern. Leider sprang bei meinem Fahrrad immer wieder die Kette raus, so dass wir es tauschen mussten. So kamen wir leider mit etwas Verspätung bei Isabeau und Bruno an. Die beiden haben uns zum Abendessen nach Hause eingeladen. Ich konnte Oskar so die wunderschöne Wohnung zeigen: hohe Decken, Französische Fenster, alter Holzboden und sehr geschmackvolle Einrichtung. Als Gast war außerdem Yves, der Vater von Bruno da, den ich ebenfalls schon kannte. Es gab kleine Snacks und Champagner, dann wechselten wir ins Esszimmer. Isabeau hat köstlich gekocht: als Vorspeise gab es Pâté mit Salat, dann eine Tarte mit Tomaten und Roastbeef. Dazu gab es einen fantastisch guten Rotwein. Dann folgte Käse und anschließend Erdbeeren mit Sahne. Was für ein Abendessen! Zum Dessert öffnete ich das Geschenk, dass mit Isabeau und Bruno geschenkt haben: ein Halstuch von Galeries Lafayette in rosa und rot mit kleinen französischen Motiven drauf als Erinnerung. Ich war (und bin es immer noch) so gerührt! So ein schönes Tuch und vor allem eine so ein herzliches Geschenk von den beiden- und ganz ohne Anlass!

Anschließend schauten wir zu fünft die zweite Hälfte und Verlängerung des EM-Halbfinales England-Dänemark. Gegen Mitternacht brachte Bruno seinen Vater und uns mit dem Auto zurück. Die beiden Abende mit Isabeau und Bruno waren wirklich fantastisch. Oskar und ich haben die Zeit sehr genossen und sind gerührt von all dieser Gastfreundlichkeit.

Am 08.07. standen wir früh auf, packten die letzten Dinge und erledigten die letzten Vorbereitungen für unsere Abwesenheit. Es war ein komisches Gefühl mit gepackten Rucksäcken und Hackenporsche unsere April zu verlassen! Zwar sind wir in zehn Tagen wieder da aber nach den fast zwei Monaten an Bord fällt uns die Abreise schwer. Kurz vor 10 Uhr fuhren wir vom Bahnhof Perrache los und werden (wenn alles klappt) abends um 20:30 Uhr in Berlin ankommen.

AM 19.07.2021 GEHT ES WEITER MIT DEM BLOG!




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