- Rosa
Ausflüge mit Mietauto: Annecy (FR) - Cévennes (FR) - Uzès (FR) - St.-Romain-en-Gal (FR)
Am 22.07.2021 holten wir morgens um 10 Uhr unser Mietauto am Bahnhof Perrache ab. Da wir für fünf Tage 80 Euro bezahlt haben, erwarteten wir nicht viel. Wir waren positiv überrascht über das Auto, das wir bekamen: Ein Fiat Tipo mit 5 Sitzplätzen, viel Schnickschnack-Ausstattung und einem großen Kofferraum. Wir fuhren zum Hafen, packten Badesachen, Essen und Trinken zusammen und machten uns gemeinsam mit Jelena und Jakub (vom Segelboot Vanity) auf den Weg nach Annecy. Leider dauerte die Fahrt wegen Staus drei Stunden und somit doppelt so lange wie geplant, dafür war die Fahrt in Richtung Alpen sehr sehenswert und wir vier plauderten die ganze Fahrt lang. Schon von Weitem war der See Lac d‘Annecy atemberaubend mit strahlend blauem Wasser und umgeben von hohen Bergen. Wir fuhren an eine Badestelle, die Oskar rausgesucht hat, machten ein Picknick und gingen baden. Das Wasser des Sees ist unwirklich sauber und die Bezeichnung „See mit der besten Wasserqualität Europas“ scheint nicht übertrieben zu sein. Das Wasser hat Trinkwasserqualität und ist so klar, dass man nicht überrascht wäre, einen Filter im Wasser zu sehen. Das Baden war herrlich und wir konnten uns nicht satt sehen an den Bergen und dem blauen Wasser.
Am späten Nachmittag fuhren wir in die Stadt Annecy, die direkt am See liegt. Die Stadt ist wie aus einem Märchenbuch entsprungen: kleine Kanäle durchziehen die Stadt, die Häuser sind in Pastellfarben und überall sind Blumenkästen. Wir waren verzaubert und ließen uns auch von den anderen Touristen nicht stören, die in der Stadt unterwegs waren. Abends aßen wir in einem Restaurant mit regionalen Spezialitäten. Zwar war es mit über 30 Grad zu heiß für schweres Essen aber wir aßen trotzdem Fondue und Tartiflette. Das Essen war köstlich und wir fühlten uns wie im Käsehimmel. Nach dem Abendessen fuhren wir wieder nach Lyon zurück. Der Tag zu viert war wunderschön und ich kann jedem Annecy und den Lac d‘Annecy als Reiseziel ans Herz legen. Die Bezeichnung „Venedig Frankreichs“ passt definitiv!
Am Freitag, den 23.07. packten wir unsere Matratzen, Bettzeug, Campingkocher und Geschirr vom Boot ins Mietauto und fuhren in die Cevennen. Der Weg von Lyon war zwar weit, aber wir wollten gerne mal dieses Naturschutzgebiet sehen und es war uns die lange Autofahrt wert. Wir fuhren über Landstraßen und schon der Weg an sich führte durch sehr schöne Landschaften, so dass die ca. vier Stunden Fahrt wie im Flug vergangen. Sobald wir in den Cevennen waren, änderten sich die Straßen. Statt normaler gerader Landstraßen fuhren wir schmale Serpentinen entlang, an denen keine zwei Autos nebeneinander passten und der Abgrund steil nach unten ging. Die Landschaft war spektakulär: Berge und Hügel, Wälder und Felder (die an steilen Hängen bewirtschaftet wurden, so wie Almen in den Alpen), kleine alte Dörfer und klare Gebirgsflüsse. Im Vergleich zu den Alpen sind die Cevennen eher große Hügel mit sanften Kuppen. Die Alpen sind zwar sehr schön, haben meiner Meinung nach aber auch etwas schroffes, bedrückendes an sich. Die Cevennen sind dagegen freundlicher und sanfter. Obwohl die Region besiedelt und von Bauern bewirtschaftet wird, war ich überrascht, wie wild und ursprünglich die Cevennen wirken. Ich kenne keine andere Landschaft in Europa, die so zeitlos und ursprünglich wirkt wie die Cevennen. Wir entdeckten einen kleinen Fluss und machten dort einen Badestop. Da man in den Cevennen nicht wild campen darf, suchte Oskar uns einen Campingplatz raus. So fuhren wir abends zu einem Campingplatz bei Finiels, der am Hang eines Hügels lag und einen spektakulären Blick übers Tal bot. Da wenig andere Camper da waren und die Wiese bis auf ein kleines Häuschen für Duschen und Toiletten natürlich belassen wurde, fühlte es sich überhaupt nicht wie ein Campingplatz an. Zum Abendessen kochten wir Nudeln und bereiteten bei Einbruch der Dämmerung unser Bett im Auto vor. Bei geöffnetem Kofferraum sahen wir über das Tal und es war ein unvergesslich schöner Blick.
Am Samstag, den 24.07. begannen wir den Tag mit Tee, Brioches mit Honig und dem wunderschönen Ausblick des Campingplatzes. Dann fuhren wir los in Richtung Uzès und wurden von starkem Nebel überrascht. Bei dem Nebel handelte es sich wahrscheinlich um dichte Wolken, die die Cevennen in einen undurchdringbaren weißen Schleier hüllten. Die Sichtweite war maximal fünf Meter (eher weniger) und Oskar fuhr vorsichtig die Serpentinen entlang. Als wir die Cevennen verließen verschwand der Nebel und es wurde plötzlich etwa zehn Grad wärmer. Die Zufahrtsstraßen von Uzès waren verstopft und als wir in der Stadt ankamen wunderten wir uns über das Verkehrschaos und die vielen Menschen. Nur mit viel Mühe fanden wir einen Parkplatz und liefen los in die Stadt. Erst da realisierten wir, dass wir an einem Samstag da waren und somit den wöchentlichen Markt erlebten, der Bewohner und Touristen der umliegenden Dörfer anzog. In jeder Straße der Innenstadt waren Marktstände aufgebaut, die Lebensmittel, Spezialitäten, Kleidung, Handwerksarbeiten und vieles mehr anboten. Auf dem Marktplatz wurde es Oskar zu trubelig und er suchte ein Café, um auf mich zu warten. Aber alle (!) Cafés, Bistros und Restaurants der Stadt waren überfüllt und es gab keinen einzigen freien Tisch. Die Stadt platzte echt aus allen Nähten! Ab 14 Uhr wurden die Marktstände abgebaut und die Restaurants leerten sich. Wir setzten uns in ein Bistro und bestellten zwei gemischte Platten mit Käse und Wurst- perfekt für das heiße Wetter! Als die Stände abgebaut waren, konnte man die Schönheit der kleinen Stadt besser sehen. Uzès hat einen ganz besonderen Charme!
Am Nachmittag fuhren wir von Uzès aus zur Pont du Gard. Das römische Aquädukt gehört zu den größten und besterhaltenen Wasserkanälen der römischen Antike und kommt einem von Bildern und Filmen bekannt vor. Leider muss man überteuerten Eintritt zahlen (für uns beide zusammen 16 Euro) und sich den Blick mit vielen anderen Touristen teilen. Aber das ca. 50m hohe und 275m lange Bauwerk, das vor 2000 Jahren erbaut wurde, bestaunen zu können hat sich für uns beide trotzdem gelohnt. Von der Pont du Gard aus sind wir über Landstraßen zurück nach Lyon gefahren. Oskar hat festgestellt, dass ihn Südfrankreich an Südafrika erinnert: die Trockenheit, die Zikaden, die warme Luft und die Vegetation seien sehr ähnlich. Fehlen nur noch Elefanten und Giraffen!
Am Sonntag, den 25.07. sind wir nach Saint-Romain-en-Gal gefahren, was eine gute halbe Stunde südlich von Lyon liegt. Ziel unseres Ausflugs war ein großes Museum mit Ausgrabungsstätte einer antiken römischen Stadt. Sowohl der Außenbereich mit den Ausgrabungen als auch das Museum mit den gefundenen Gegenständen und Mosaiken hat uns sehr gefallen.
Den Nachmittag in Lyon nutzten wir, um das Boot für unsere Weiterfahrt vorzubereiten. Das Hochwasser hat abgenommen, die Schleusen haben wieder geöffnet und wir können unsere Reise fortsetzen. Oskar hat den Motor überprüft, das Schlauchboot verstaut, die Festmacher und Borddurchlässe geprüft und die Backskiste aufgeräumt. Ich habe den Innenraum aufgeräumt, sauber gemacht und Wäsche gewaschen. Nun ist unsere April wieder vorzeigbar!
Um 19 Uhr kamen meine Gasteltern Isabeau und Bruno mit ihrem Sohn Hilaire vorbei. Oskar und ich hatten einen Aperitif vorbereitet und zeigten ihnen das Boot. Es war toll, die drei vor unserer Abfahrt nochmal zu sehen und sich zu verabschieden! Dann waren Oskar und ich im Comptoir d‘Abel, einem typischen Restaurant, sog. „Bouchon“, essen. So konnten wir unseren Abschied aus Lyon mit Spezialitäten aus der Stadt ausklingen lassen. Wegen unserer Reise nach Berlin und des nachfolgenden Hochwassers war unsere April nun seit drei Wochen im Hafen in Lyon. Es wird Zeit, weiter zu fahren!