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  • Rosa

Ab ins Wasser

Am 09. Mai 2021 war es endlich so weit: nach 18 Monaten auf dem Trockenen kam unsere April endlich wieder ins Wasser. Aber leider -wie könnte es auch anders sein- war es kein leichtes Unterfangen und kostete uns einige Nerven!


Vor der Fahrt zum Hafen hatten wir großen Respekt. Der Trailer hat keinen TÜV und besteht aus mehr Rost als Metall. Wie fragil der Trailer ist, haben wir vor anderthalb Jahren spüren müssen, als wir das Boot aus dem Wasser geholt haben: unterwegs ist eine Achse des Trailers gebrochen und das 3,5 Tonnen-Boot war prötzlich nur noch auf drei Reifen. Huiuiui, das war dramatisch! Der Bauer fuhr den Traktor beherzt weiter aber das Boot schwankte die 5 km auf der Landstraße gefährlich auf drei Rädern hin und her.


Wir haben zwar sowohl die vier Achsen neu machen lassen als auch vier neue (gebrauchte) LKW-Reifen gekauft aber trotzdem war der Transport zum Hafen für uns eine Zitterpartie. Pünktlich 09:30 Uhr kam der Bauer mit seinem Traktor und manövrierte in Windeseile den Trailer auf die Straße. Die Fahrt nach Lindow (ca. 11 km) verlief ohne Vorkommnisse und Oskar und ich machten innerlich zehn Kreuze als unsere April heil in Lindow am Hafen ankam.

Wir dachten, dass wir nun den heiklen Teil geschafft haben. Falsch gedacht!

Lindow hat am Gudelacksee eine Slipanlage, die frei zugänglich ist. Unser Plan: Der Traktor fährt den Trailer langsam rückwärts die schräge Rampe der Slipanlage runter. Sobald das Boot schwimmt, lösen sich Boot und Trailer, so dass der Traktor mit dem Trailer hinten dran wieder aus dem Wasser fahren kann.

Leider war es nicht so einfach wie gedacht, da sich der Trailer und April nicht voneinander lösen wollten. Der Traktor fuhr immer tiefer ins Wasser, in der Hoffnung, dass das Boot irgendwann aufschwimmt. Doch da die Slipanlage sehr steil und rutschig ist, fragte man sich beim Zuschauen ob der Traktor überhaupt wieder die Rampe hochkommt oder am Ende auch in den See rein rutscht. Immer wenn man dachte, dass der Bauer nun den tiefsten möglichen Punkt mit dem Traktor erreicht hat, fuhr er nochmal ein paar Zentimeter rückwärts. Die Kabine des Bauern war irgendwann im Wasser, aus dem Auspuff des Traktors sprudelte eine Wasserfontäne und unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Aber auch das reichte noch nicht aus, um Trailer und Boot zu lösen! Der Bauer kletterte auf sein Traktordach und versuchte das Boot wegzuschieben, Oskar ging wagemutig ins kalte Wasser um die Seitenstützen des Trailers aufzuspannen, Jona versuchte das Boot wegzudrücken, die umstehenden fremden Leute gaben nützliche und weniger nützliche Ratschläge, Oskar versuchte mit unserem Bootsmotor Gas zu geben und aus dem Trailer rauszufahren und mit Seilen und Wippen versuchten wir mit Hilfe der umstehenden Schaulustigen das Boot rauszuziehen.

Irgendwann gab der Trailer auf und ließ April frei. Und sie schwamm! Der Bauer fuhr seinen Traktor und den Trailer aus dem Wasser und es war geschafft. Puh!

Mit Sekt tauften wir unsere April und ihren Stapellauf. Bis hierher hat alles geklappt! Aber es dauerte nicht lange, bis wir auf die nächste Herausforderung stießen.

Ein Problem zeigte sich nämlich erst, nachdem das Boot im Wasser war: am Borddurchlass des Geschwindigkeitmessers leckte es, so dass Wasser ins Boot eintrat. Erst war es nur ein sickerndes Leck, aber als Oskar versuchte den Schraubmechanismus des Borddurchlasses fester zu drehen, wurde das Leck leider größer und ließ so viel Wasser rein, dass Oskar seine Hände auf den Borddurchlass drücken musste um den Wassereintritt zu stoppen. Als Oskar mich rief und ich ins Boot schaute, war es eine Situation wie aus einem Film: Oskar kniete im Boot, neben ihm ein Eimer voller Wasser und ein Glas um das Wasser zu schöpfen. Seine Hände umklammerten fest den Borddurchlass und er war von oben bis unten voller Sikaflex. Obwohl er ruhig blieb, war die Anspannung greifbar. In diesem Moment gab es eigentlich nur ein Szenario: das Boot muss wieder aus dem Wasser, damit das Leck repariert werden kann. Denn mit einem Loch im Rumpf unterhalb der Wasserlinie ins Mittelmeer zu fahren ist kein guter Plan! In den nächsten 7 Tagen schaffte es Oskar aber, das Leck zu reparieren. Viel Sikaflex, viele Glasfasermatten, viel Epoxidharz, ein bisschen Leak-Hero und vor allem viel Liebe schafften es, dass das "Loch im Boot" nun nur noch eine schwitzende Stelle ist, an der sich aller paar Minuten ein Tropfen bildet und abperlt. Wir werden die Stelle immer gut im Auge haben müssen aber inzwischen ist es dicht genug, damit das Boot nicht rausgekrant werden muss und unserer Reise nichts im Weg steht. Chapeau, Oskar!


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