- Rosa
Île Lavezzu (FR) - Bonifacio (FR) - Ajaccio (FR)
Die Nacht vom 06. auf den 07.09.2021 war unruhig. Der Wind drehte und nahm zu, so dass es an unserem Ankerplatz in einer Bucht der Île Lavezzu nachts ruckelte und wir den Wind pfeifen hörten. Bei einem anderen Boot hielt der Anker nicht und sie mussten nachts neu Ankern. Ich war beunruhigt, ob unser Anker bei dem stärkeren Wind hält und konnte nicht schlafen. Aber: der Anker hielt und irgendwann kamen wir zur Ruhe.
Morgens machte Oskar wieder ein English Breakfast. Dann lasen wir beide im Schatten an Deck. Später schwammen wir an den Strand und spazierten über die Insel. Durch die glatten Granitsteine, die aufeinander getürmt sind, sieht die Île Lavezzu wie eine Kleckerburg aus. Zwischen den großen Steinen sind trockene Sträucher und dornige Büsche. Auf kleinen sandigen Trampelpfaden kann man über die Insel laufen, kommt an einem Friedhof und Stränden vorbei und hat eine wunderschöne Aussicht.
Um 14 Uhr lichteten wir den Anker und fuhren weiter. Wir segelten 8 nm bis nach Bonifacio. Die Küste bei Bonifacio ist atemberaubend: senkrecht verlaufende weiße Kalk- und Sandsteinfelsen ragen in die Höhe, bilden Höhlen und einzelne Felsinseln. Die Oberstadt von Bonifacio ist auf das Plateau einer schmalen Halbinsel gebaut und die Häuser grenzen direkt an die senkrechten Kalksteinklippen. Ein beeindruckender Anblick und einer der sehenswertesten Orte unserer Reise. Um den Hafen zu erreichen, fährt man in eine schmale Calanque (wie ein Fjord). Rechts sieht man die Stadtmauern von Bonifacio hoch oben auf dem weißen Felsen, links sieht man die grün bewachsenen Klippen. Die Anfahrt war stressig, da vor uns schon mehrere Segelboote auf die Einfahrt in den Hafen warteten und sich dadurch ein Stau bildete. In einem schmalen überfüllten Hafenbecken, in dem man schwer wenden kann, ist es sehr hinderlich, dass ein Boot nicht richtig anhalten kann. Aber nach einer Weile löste sich das Chaos und wir bekamen einen Liegeplatz zugewiesen.
Der Hafen von Bonifacio liegt an der Unterstadt und ist sehr belebt. Nach dem Anlegen spazierten wir los. Als erstes aßen wir ein großes Eis und stiegen dann die Treppen hoch in die Oberstadt. Die Oberstadt ist von einer beeindruckenden Stadtmauer umgeben, besteht aus dicht gebauten mehrstöckigen Häusern und wird von kleinen Gassen durchzogen. An der Seeseite sind dir Häuser direkt an der Kreideklippe gebaut, die senkrecht 70m nach unten abfällt. Eine erstaunliche Stadt und Natur!
Abends waren wir wieder am Boot, kochten an Deck improvisierte Wrap-Pizza und freuten uns über den schönen Tag.
Am 08.09. verließen wir um 8 Uhr unseren Liegeplatz, fuhren zur Tankstelle im Hafen und anschließend raus aufs Meer. In der Morgensonne bewunderten wir wieder die weißen Klippen, die schon wenige Kilometer nach Bonifacio wieder in die gewöhnlichen korsischen Buchten, Berge und Strände übergingen.
Wir segelten bei herrlichem achterlichen Wind 4,5 bis 5,5, teilweise über 6 Knoten mit der Genua am Spiebaum. Der Wind wehte mit etwa 5-10 Knoten und wir sausten an der Küste lang. Nach 43 nm kamen wir um 18 Uhr in Ajaccio an. Wir entschieden uns für den Hafen Tino Rossi, der näher an der Altstadt liegt. Nach dem Anlegen, Bezahlen und Duschen gingen wir in die Stadt um einzukaufen. Ajaccio hat uns sehr angenehm überrascht: die Altstadt hat schmale Gassen und erinnert in der Bauweise an Genua, die Gassen münden aber in breiten Straßen, die von üppigen Palmen gesäumt sind. Die Häuser sind in Rosa-, Orange- und Gelbtönen gestrichen und im abendlichen Licht strahlte die Stadt Wärme und mediterranen Sommerflair aus.
Nachdem wir unsere Einkäufe an Bord verstaut haben, gingen wir nochmal in die Stadt. Wir suchten uns ein korsisches Restaurant und feierten mit einem köstlichen Essen, dass wir seit drei Jahren gemeinsam durchs Leben gehen (bzw. segeln). Als Vorspeise aßen wir korsische Beignets mit Zucchini, dann eine Platte mit Spaghetti mit Meeresfrüchten für zwei. Was für ein Festessen!